Entstauungsgymnastik für LymphödempatientInnen

„Warum soll ich mit meinem bandagierten Arm oder Bein auch noch zusätzlich gymnastische Übungen machen?“ Diese Fragen hören wir oft und sie ist auch berechtigt. Schließlich ist die Bewegungsfreiheit aufgrund der Bandagierung oft erheblich eingeschränkt, was das Turnen beschwerlich macht. 

Wirkung der Ödemgymnastik

Durch die Manuelle Lymphdrainage nach Dr. Vodder kommt es zu einer deutlichen Ödemreduktion. Damit dieses Ergebnis erhalten bleibt oder noch weiter verbessert wird, bandagiert der Therapeut die betroffene(n) Extremität(en). Jede Bewegung mit der bandagierten Extremität reduziert das Ödem aus folgenden Gründen:

  • a) Zusätzlich zur Bandagierung entsteht durch die Bewegung "Druck von innen". Die Muskulatur zieht sich zusammen und presst gegen den Widerstand der Bandage die zwischen Bandage und Muskulatur liegenden Gefäße – also Lymphgefäße und Venen – aus.

    Dadurch wird die Blutstromgeschwindigkeit erhöht und es kommt zu einem verbesserten venösen und lymphatischen Rücktransport.
  • b) Durch diese Muskelaktivität erhöht sich automatisch auch der arterielle Blutstrom, da der Muskel mehr Sauerstoff benötigt. Die in der Muskulatur liegenden Arterien werden von Venen und Lymphgefäßen begleitet.

    Durch das schnellere Pulsieren der Arterien werden auch die Lymphgefäße angeregt. Die tiefliegenden Gefäße werden im Sinne einer Abflusssteigerung durch die Muskeltätigkeit in der Bandage beeinflusst. 

Welche Übungen sind die besten?

Die optimalste Entstauungsgymnastik für die untere Extremität ist Treppensteigen. Des Weiteren empfehlen wir Aktivitäten wie Radfahren, Nordic Walking, Wandern und Spazierengehen. Als Patient im Wittlinger Therapiezentrum genießen Sie die Bewegung am wunderschönen Walchsee und in der beeindruckenden Landschaft des Kaiserwinkls. Für die obere Extremität genügt der normale Alltag z. B. einer Hausfrau: Putzen, Kochen, Waschen, etc. Für all diese Tätigkeiten benötigen wir unsere Armmuskulatur in einem verstärkten Ausmaß.

 

Bandagierung

Neben der manuellen Lymphdrainage nach Dr. Vodder ist die richtige und konsequente Bandagierung eine weitere wichtige Säule in der Therapie von Lymphödemen. Die Bandagierung (= Kompression) unterstützt die positive Wirkung der manuellen Lymphdrainage nach Dr. Vodder. Die gezielte Volumenreduzierung der Manuellen Lymphdrainage wird somit konserviert.

Die Bandagierung unterstützt einerseits den venösen Rückfluss, steigert andererseits den lymphatischen Rückfluss und dient zusätzlich der Erweichung von Fibrosen.

Unter Fibrosen versteht man Veränderungen in der Hautkonsistenz, die häufig bei Ödemerkrankungen vorkommen. Die im Gewebe liegenden Eiweiße führen zu Verhärtungen im Gewebe.

In der Lymphödemklinik Wittlinger im Tiroler Kaiserwinkl kommen zur Therapie von Lymphödemen, Bandagen der Firma Lohmann-Rauscher zum Einsatz. Wir unterscheiden hierbei zwischen Langzug und Kurzzugbandagen. Die spezifischen Eigenschaften der unterschiedlichen Bandagematerialien haben je nach Applikation unterschiedliche Wirkungen auf ödematöse Arme oder Beine. Die anzulegende Bandagierung wird während der Aufnahmeuntersuchung von unseren Ärzten festgelegt.

Kompressionsstrümpfe 

Das Tragen von Kompressionsstrümpfen ist unerlässlich für eine anhaltende positive Wirkung der manuellen Lymphdrainage nach Dr. Vodder. Am Ende der zweiten Woche des meist dreiwöchigen Aufenthaltes in der Lymphödemklinik Wittlinger wird von einer speziell ausgebildeten Fachkraft der Therapieabteilung ein individueller Kompressionsstrumpf angemessen.
Dies erfolgt auf Verordnung des Arztes. Nach Beendigung des stationären Aufenthaltes wird dieser nach Maß angepasste Strumpf den Patienten mitgegeben. 

Bei täglichem Tragen des Strumpfes wird der Erfolg des stationären Aufenthaltes (Verminderung des Ödems) langfristig konserviert, der venöse sowie lymphatische Rückfluss gefördert und der fehlende Gewebedruck ersetzt und ausgeglichen. In der Kompressionsbestrumpfung arbeiten wir im Wittlinger Therapiezentrum im Kaiserwinkl in Tirol in erster Linie mit der Firma Jobst zusammen. Es wird zwischen flachgestrickter und rundgestrickter Ware unterschieden:

  • Flachgestrickt: mit Naht, hohe Kompressionsklassen, viele Sonderanfertigungsmöglichkeiten, guter Tragekomfort 
  • Rundgestrickt: ohne Naht, niedere Kompressionsklassen, wenig Sonderanfertigungsmöglichkeiten, guter Tragekomfort

Bei rundgestrickten Strümpfen unterscheiden die Hersteller zwischen 3 Kompressionsklassen, bei flachgestrickten zwischen 6 Kompressionsklassen. 


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